fotografiert von Tatze

ehre

zwischen trauerweiden
steht sie
wringt die groben hände
im schoß

unter
dem stahlhimmel
übt sie demut
beim
niedergang der sonne
geht sie
steigt zu ihren söhnen hinauf

über
stein
blut
marmor
sie weiß sie nicht:
die schweren stiefel
die löchrigen mäntel

dem
stolz
zollt sie kniefälle
sie zählt sie nicht:
im steppenschnee
erfrorene knochen

den
sorgen
setzt sie kriegerlorbeer auf
sie achtet ihn nicht:
den müden heldenmut

nur noch
macht
versteinert sie zu tränen

profanität einer ehe

an einer ehe ist nichts heiliges
alles völlig profan

sie wird schmutzig
im alltag
wie die zahnpasta vom morgen

wortersatz
kaffeesatz
teebeutel

und doch kenne ich niemanden
so gut
nachts
auf heißer haut

und
warum flattert mein herz
dann so eifrig
beim spülen

ganz gewöhnlich

wo wir uns zuerst sahen...
kann mich nicht erinnern

mit ihm sorgen und nöte teilen...
ich kann nichts verheimlichen

die wünsche von seinen augen lesen...
ich verliere doch im flug
den boden unter den füßen

seine tränen trocknen...
ins trudeln geratend
meine federn flatternd

ihn jede nacht in den armen halten...
wenn ich von hier
die erde nicht sehen kann

ganz gewöhnlich
hält er mir die hand